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Erntebericht – Hanfanbau Vorarlberg 2023: Eine Herausforderung und vielversprechende Zukunft

Vorarlberg, Österreich – Mit dem Abschluss der Ernte im Oktober 2023 ziehen wir Bilanz über ein Jahr, das für unseren Hanfanbau in Vorarlberg sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich brachte. Auf insgesamt 2 Hektar landwirtschaftlicher Fläche, freundlicherweise von unseren Landwirten-Partnern zur Verfügung gestellt, haben wir die Ernte eingefahren und einen Blick auf die klimatischen Gegebenheiten, das Pflanzenwachstum, die Ernte und den Ertrag geworfen.


Hanffeld von oben_Sulzberg im Bregenzerwald_WälderKrut

Klimatische Herausforderungen im Jahr 2023

Das Jahr 2023 war für den Hanfanbau in Vorarlberg eine besondere Herausforderung, da es von langanhaltenden Regen- und Hitzephasen geprägt war. Die Aussaat unserer Hanfsorte “Fedora 17” wurde aufgrund des regnerischen Wetters auf Anfang Mai verschoben. Die optimale Zeit für die Aussaat liegt normalerweise im April oder Anfang Mai, sobald Frost kein Thema mehr ist und der Boden über 5 Grad erreicht hat.

Die anfängliche Trockenheit führte zu einer verzögerten Keimung des Samens, und es dauerte einige Wochen, bis die ersten Keimlinge auftauchten. Trotz des ersehnten Regens gab es kahle Stellen, an denen kaum Hanfpflanzen wuchsen. Es war beeindruckend zu beobachten, wie der Hanf nach einem Regenschauer über Nacht deutlich wuchs. Oftmals sogar um einige Zentimeter, sodass es für das freue Auge erkennbar war.  Der Sommer stellte die Hanfpflanzen aufgrund vieler langanhaltender warmer Tage auf die Probe. Dennoch konnten gute Ergebnisse im Wachstum erzielt werden.

Hanffeld-Sulzberg-im-Bregenzerwald_WaelderKrut

Wachstum der Hanfpflanzen in verschiedenen Regionen

Das Pflanzenwachstum der Sorte “Fedora 17” variierte je nach Standort in Vorarlberg. Im Rheintal erreichte der Hanf größtenteils eine Höhe von 2 bis zu 2,5 Metern. Die Höhe und Dichte der Pflanzen variierte, aber insgesamt war das Wachstum positiv. In anderen Regionen, wie dem vorderen Bregenzerwald, blieb der Hanf etwas niedriger, hauptsächlich bei rund 1,50 Metern.

Die Ernte und der Mähdrescher

Die Ernte erfolgte mit einem über 60 Jahre alten Bauz-Mähdrescher, der für die Hanfernte nur geringfügig modifiziert wurde. Es wurde lediglich der Hydraulikbolzen des Schneidewerks ausgetauscht, um das Schneidewerk höher anheben zu können. Die Ernte verlief erfreulich reibungslos, ohne größere Probleme und Gebrechen. Die gedroschenen Samen wurden in Fässer geleitet, die während der Ernte regelmäßig geleert werden mussten, da der Drescher keinen Korntank besitzt.

Maehdrescher-mit-Tobias_Hanfernte-in-Vorarlberg_Oesterreich

Trocknung und Reinigung der Hanfsamen

Die Samen wurden nach der Ernte getrocknet und dann gereinigt. Ein landwirtschaftlicher Partnerbetrieb hatte eine spezielle Anlage für die Trocknung eingerichtet, in der der Samenertrag für etwa 0,80 Hektar Platz fand. Weisen die Samen einen Feuchtegehalt von etwa 12% sind sie lagerfähig. Die Reinigung der Samen ist notwendig, da die gedroschenen Samen noch viele Pflanzenteile enthalten. Nach der Reinigung wurden die Samen in einheitliche Sackgrößen abgefüllt Der Vorgang der Reinigung und das Abfüllen in Säcken führt ein landwirtschaftlicher Betrieb im Bregenzerwald aus.

Ertrag und wirtschaftliche Perspektiven

Aktuell ist der genaue Ertrag noch nicht bekannt, da die Samen die nächsten Wochen zur Reinigung übergeben werden. Die Produktion von Hanfsamen – rein für den Verzehr – ist im aktuellen Umfang aufgrund des hohen Aufwands und der noch fehlenden Infrastruktur möglicherweise noch nicht besonders profitabel. Eine vielversprechendere Perspektive bietet die Herstellung von Hanfsamenöl, bei der die Hanfsamen kalt gepresst werden. Etwa 25% des Samens besteht aus reinem Öl, während die restlichen 75% – der Presskuchen – reich an Protein sind und sich ideal für Proteinpulver eignen. Die Kombination von Hanföl und Proteinpulver sind eine Möglichkeit die Kosten für den Anbau zu decken.

Faktoren wie Witterungsbedingungen und Vögeln, die sich an den Samen gütlich tun, können Ertragsverluste verursachen. Trotz der Herausforderungen bietet der Hanfanbau in Vorarlberg Potenzial und die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln, um eine nachhaltige und wirtschaftlich erfolgreiche Landwirtschaft zu fördern.

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